Zu Besuch am Schornhof

Eine Reise in die Welt nachhaltiger Fleischproduktion
Die Herde auf der Weide

Der Schornhof liegt auf 1.400 Höhenmetern in der Gemeinde Aldein. Umgeben von saftig grünen Wiesen und Wäldern, wirkt er auf den ersten Blick wie ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist. Doch hinter der malerischen Fassade verbirgt sich ein hochmoderner Biobetrieb, der sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellt. Rita und Markus Lintner bewirtschaften den Hof seit 2006 und haben ihn in ein Vorzeigeprojekt der biologischen Muttertierhaltung verwandelt.

An diesem sonnigen Augustnachmittag hat der Schornhof Besuch: Einige Verwaltungsräte und der Direktor der Konsumgenossenschaft Koncoop wollen sich ein Bild von einem ihrer Lieferanten machen. Für Rita und Markus Lintner ist es die Möglichkeit, ihre Arbeit und die Philosophie, die dahintersteht, einem wichtigen Geschäftspartner näherzubringen.

Markus und Rita führt die Gäste persönlich über das Gelände. Dabei erzählt Markus, der in der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft in Salern unterrichtet hat, von der langen Geschichte des Schornhofs, der bereits im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde. „Damals hieß er noch Petershof“, erklärt Markus, „doch im 15. Jahrhundert wurde der Name geändert, weil es nur weibliche Nachkommen gab und der Familiennamen erhalten werden sollte.“ Die Tradition und der Stolz auf die Herkunft sind auf dem Schornhof allgegenwärtig.

Doch Markus und Rita blicken nicht nur zurück. Sie haben den Hof in den letzten Jahren in die Zukunft geführt, indem sie auf biologische Landwirtschaft umstellten und von der Milchproduktion zur Muttertierhaltung wechselten. Muttertierhaltung bedeutet, dass die Kühe nicht gemolken werden, sondern ausschließlich von ihren Kälbern gesäugt. „Es war eine große Umstellung, aber es hat sich gelohnt“, berichtet Markus. „Heute können wir stolz sagen, dass wir qualitativ hochwertiges Biofleisch produzieren, das sowohl die Umwelt als auch das Tierwohl respektiert.“

Ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs ist die Zusammenarbeit mit Bio*Beef Südtirol, einem Zusammenschluss von derzeit 22 Biobauern, die gemeinsam die Vermarktung ihres Fleisches organisieren. „Ich habe viel Zeit und Energie in die Gründung von Bio*Beef gesteckt. Wir wollen unsere Kräfte bündeln“, erklärt Markus. „Es ist nicht einfach, auf dem Markt zu bestehen, aber gemeinsam schaffen wir es, unser Fleisch als Fleischpakete an Private und über Großabnehmer an die Gastronomie und Geschäfte zu verkaufen.“ Etwa ein Viertel der Produktion wird über die Coop in Bozen verkauft. Die Zusammenarbeit mit der Koncoop ist für den Schornhof von großer Bedeutung, da sie den Absatz sicherstellt und den Lintners ermöglicht, ihre nachhaltige Landwirtschaft weiterzuführen. „Die Nachfrage nach unseren Fleischpaketen für Haushalte ist leider rückläufig“, gibt Markus zu, „aber durch die Großabnehmer wie die Coop können wir unsere Produktion stabil halten.“

Der Rundgang führt die Besucher auch in den modernen, jetzt im Sommer leeren, Laufstall, wo es für die Kühe saubere Liegeboxen gibt. „Wir kaufen kein Futter zu“, erklärt Markus, „unsere Tiere fressen Gras und Heu, das ausschließlich auf unseren Wiesen und Weiden wächst.“ Die Wiesen werden nicht bewässert und zweimal im Jahr gemäht, danach beweidet. Von Ende April bis November sind die Kühe auf der Weide, im Winter im Laufstall. Kraftfutter gibt es keines, nur Salz. „Unsere Kühe könnten etwa 30 Tage nach dem Kalben wieder besamt werden, aber wir warten meist zwei bis drei Monate, um ihnen die nötige Erholungszeit zu geben“, erzählt er.

Die Haltung und Pflege der Tiere auf dem Schornhof ist sorgfältig durchdacht. Männliche Kälber werden kastriert, um Inzucht zu vermeiden und die Fleischqualität zu verbessern. „Die Kastration macht der Tierarzt. Sonst brauchen wir ihn fast nie. Da unsere Tiere nie angebunden und viel draußen sind, kommt es selten vor, dass ein Tier erkrankt“, sagt Markus. 

Mit der Herde lebt auch ein Stier der Rasse Limousin. Markus erklärt: „Limousin ist eine Fleischrasse, und die Kreuzung mit unseren Grauvieh- und Braunviehkühen, die Doppelnutzungsrassen sind, ergibt eine hervorragende Fleischqualität. Unser Stier Peppino wurde auf Gutmütigkeit gezüchtet, sonst würde ich euch nicht so nahe an die Herde heranlassen“ fügt er mit einem Lächeln hinzu.

Neben der Viehwirtschaft betreiben die Lintners auch etwas Ackerbau für die Selbstversorgung, bewirtschaften ihren Wald und bieten eine Ferienwohnung an. Markus arbeitet zudem aushilfsweise beim Weißen Kreuz. „Wenn wir nur vom Hof leben müssten, bräuchten wir etwa 40 Kühe. Aber dafür wäre unser Hof zu klein. Also sind auch wir Nebenerwerbsbauern – wie fast alle Bergbauern in Südtirol“ erklärt Markus. Ihr Sohn, der als Waldarbeiter eine eigene Firma führt, hilft regelmäßig auf dem Hof mit, sein Vater unterstützt ihn bei der Waldarbeit. „Es ist ein Familienbetrieb, und so funktioniert es am besten“, sagt Markus.

Der Besuch des Verwaltungsrates endet mit einer Verkostung der Fertigprodukte von Bio*Beef. Die Gäste sind beeindruckt von der Qualität und dem Geschmack, aber noch mehr von der Philosophie, die hinter dem Schornhof steht. Es ist eine Philosophie, die Respekt vor der Natur, den Tieren und den Menschen vereint – und die zeigt, dass nachhaltige Landwirtschaft in einer modernen Welt nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich ist.

Für die Coop ist der Schornhof mehr als nur ein Lieferant. Er ist ein Partner, der unsere Werte teilt und mit dem wir auch in Zukunft erfolgreich zusammenarbeiten möchte. Der Besuch endet mit herzlichen Worten des Dankes und der Zusicherung, dass die Verbindung zwischen dem Schornhof und der Koncoop weiter gestärkt werden soll. Auf dem Rückweg ins Tal nehmen die Verwaltungsräte nicht nur einen Eindruck von der Landschaft mit, sondern auch eine tiefe Wertschätzung für die Arbeit, die hier oben auf 1.400 Metern geleistet wird.